Das Thermometer steigt auf über 30° Grad, fast täglich gibt es strahlenden Sonnenschein. Bloß gut, dass Sommerferien sind und der nächste Badesee auch nicht weit weg ist! Doch das Gute-Laune-Wetter hat auch seine Tücken – vor allem kleine Kinder und ältere Menschen sind durch die Hitze gefährdet. Daher wollen wir heute auf Notfälle durch Wärmeeinwirkungen eingehen und besprechen, woran man diese erkennt und was man als Ersthelfer tun kann. Der effektivste Mechanismus, den unser Körper zur Vermeidung einer Überhitzung nutzt, ist das Schwitzen. Hierbei wird uns durch Verdunstung von Schweiß Wärme entzogen, es entsteht sogenannte „Verdunstungskälte“. Die Wirksamkeit dieses Prozesses wird stark durch die Umgebungstemperatur sowie durch unsere eigenen Ressourcen beeinflusst. Bei Kindern, kranken oder älteren Menschen ist diese Funktionalität per se eingeschränkt, daher droht insbesondere ihnen die Gefahr der Überhitzung.
Wird allerdings eine bestimmte Umgebungstemperatur überschritten, so können auch gesunde Personen betroffen sein. Vier Krankheitsbildern – die zugegebenermaßen alle ziemlich ähnlich heißen – wollen wir uns nun näher widmen.
1) Hitzschlag
Der Hitzschlag ist eine Überwärmung des Gesamtorganismus – der Körper schafft es durch das alleinige Schwitzen nicht, die Körpertemperatur gegenüber der Außentemperatur gering zu halten. Durch körperliche Aktivität wird die Überwärmung verstärkt. Es handelt sich um ein stark lebensbedrohliches Krankheitsbild, daher sollte explizit auf mögliche Symptome bei gefährdeten Personen geachtet werden! Dazu gehören eine trockene, warme Haut, die durch das Überschreiten der „Schwitzkapazität“ und einem Flüssigkeitsmangel hervorgerufen wird. Die nun entstehende Körperwärme kann nicht mehr abgegeben werden, der Teufelskreis dieses gefährlichen Krankheitsbildes beginnt. Hinzu kommen Übelkeit und Erbrechen, ein schneller Puls und ein niedriger Blutdruck –
letzterer entsteht dadurch, dass der Körper durch Weitstellung der Gefäße eine Temperaturabgabe erzeugen möchte. Dadurch versackt das Blut aber auch im Gewebe und verursacht neben dem Abfall des Blutdrucks auch Ödeme (Wassereinlagerung, vor allem an den Beinen).
Was tun?
Die Aufgabe des Ersthelfers ist es nun, die Person in eine kühle Umgebung zu bringen und sofort mit einer externen Kühlung (kaltnasse Tücher, Wasser etc.) zu beginnen. Kühle, elektrolytreiche Getränke verabreichen. Wird das Krankheitsbild nicht behandelt, so kann es zum Schock und zur Minderversorgung der Organe kommen – daher ist hier unbedingt der Notruf zu wählen, um der betroffenen Person eine adäquate ärztliche Hilfe zukommen zu lassen!
Wie vermeiden?
Bei extremen Temperaturen lockere Kleidung tragen und darauf achten, dass viel getrunken wird, um einem Flüssigkeitsdefizit vorzubeugen. Nicht zu lange in der prallen Sonne aufhalten und körperliche Aktivitäten auf das Minimale beschränken.
2) Hitzeerschöpfung
Die Hitzeerschöpfung ist eine mildere Form des Hitzschlags, der vor allem auf dem Verlust von Flüssigkeit beruht. Bei starkem Schwitzen (im Gegensatz zum Hitzschlag!) und unzureichender Wasseraufnahme kommt es zu körperlichem Unwohlsein und starkem Durst. Da auch dem Gehirn Flüssigkeit fehlt, resultieren Kopfschmerzen und Benommenheit bis hin zur Verwirrtheit.
Was tun?
Auch hier sollte die Person in eine kühlere Umgebung gebracht werden. Das Flüssigkeitsdefizit sollte umgehend beseitigt werden durch das Trinken elektrolytreicher Getränke (im Allgemeinen als „Iso-/ Sportgetränke“) bekannt. Bei Bedarf kann eine äußere Kühlung vorgenommen werden. Nach Ausgleich des Wasserhaushalts, geht es der Person meist schon viel besser. Ist man sich trotzdem unsicher, so sollte ein Arzt verständigt werden.
Wie vermeiden?
Als mildere Variante des Hitzschlags gelten dieselben Maßnahmen zur Vorbeugung.
3) Hitzekrämpfe
Hitzekrämpfe sind schmerzhafte Muskelzuckungen aufgrund von Elektrolytstörungen bei starken Salzverlusten durch übermäßiges Schwitzen. Hier steht also vor allem das Fehlen von im Blut gelösten Teilchen im Vordergrund. Erkennen kann man diese Muskelkrämpfe an den unwillkürlichen Zuckungen größerer Muskelpartien. Das Bewusstsein bleibt meist erhalten.
Was tun?
Wärmeeinwirkung vermeiden, indem man die Person in eine kühle Umgebung bringt. Elektrolythaltige (=kochsalzreiche) Getränke anbieten. Alternativ kann man durch gewürzte Speisen und Suppen den Natriumhaushalt auffüllen.
Wie vermeiden?
An warmen Tagen nicht nur reines Wasser, sondern auch Mineralstoffe zu sich nehmen, da diese aufgrund des übermäßigen Schwitzens schneller verbraucht werden.
4) Sonnenstich
Der Sonnenstich bezeichnet eine Überhitzung des Gehirns durch direkte, zu lange Sonneneinstrahlung bei unbedecktem Kopf. Es kann sich ein Hirnödem entwickeln, das durch den harten Schädelknochen in der Ausbreitung gehemmt wird. Es resultieren stärkste Kopfschmerzen, die vor allem bei Beugung des Kopfes zunehmen. Übelkeit und Erbrechen können
dazukommen. Äußerlich ist ein roter, heißer Kopf zu erkennen, der im Vergleich zum Rest des Körpers deutlich überwärmt ist. Im schlimmsten Fall kann ein Sonnenstich zu Krampfanfällen führen.
Was tun?
Da das Gehirn unsere zentrale Schaltstelle im Körper ist, sollte eine weitere Sonneneinstrahlung vermieden und die Begrenzung des bisher eingetretenen Schadens vorgenommen werden. Die betroffene Person ist wieder in eine kühle Umgebung zu bringen, um dort vornehmlich den Kopf zu kühlen. Eine Flüssigkeitszufuhr kann nicht schaden. In schweren Fällen muss man zur frühzeitigen Behandlung des gefährlichen Hirnödems den Notruf wählen.
Wie vermeiden?
Die pralle Sonne vor allem mittags meiden und darauf achten, dass insbesondere Kinder eine Kopfbedeckung (Tuch, Hut, Basecap, …) tragen.
Fazit:
So schön das Sommerwetter auch locken kann – man sollte es dennoch nicht unterschätzen. Es sollten ausreichend elektrolytreiche Getränke – also Iso- oder Sportgetränke – zu sich genommen werden. Übermäßige Hitzeexposition (mittags, ohne Kopfbedeckung) sollte vermieden werden. Körperlich schwere Tätigkeiten sollten in die kühleren Tageszeiten verlegt werden. Falls Notfälle bemerkt werden, die wahrscheinlich auf die hohen Umgebungstemperaturen zurückzuführen sind, so sollte nicht gezögert werden – es gilt, die betroffene Person schnellstmöglich in eine kühle
Umgebung zu bringen und ihr ausreichend Flüssigkeit zuzuführen. Mit kaltnassen Tüchern kann der Körper extern gekühlt werden. Grundsätzlich gilt: Lieber einmal mehr als einmal zu wenig einen Arzt hinzu zu ziehen oder bei ernsten Symptomen gar den Rettungsdienst zuverständigen.
Nun seid ihr bestens auf die Temperaturen vorbereitet und könnt mögliche Notfälle erkennen und direkt helfen –
denn jeder kann ein Held sein! 🙂
Für den Artikel haben wir folgendes Buch verwendet:
Ziegenfuß, Dr. med. T. : Notfallmedizin, 7. überarbeitete Aufl. 2017, Springer-Verlag GmbH 2017, S. 463, 468-470.
Autor: Anne Nasert