Jeder kann ein Held sein

Projektinhalt

„Jeder kann ein Held sein“ zur Aufgabe gemacht, generationsübergreifend und unabhängig von Alter, Einkommen oder Herkunft lebensrettende Kenntnisse in der Ersten-Hilfe kostenlos zu vermitteln. Schwerpunkt unserer Arbeit liegt in der Ausbildung von Grundschülern, die wir mit ehrenamtlichen Medizinstudenten, Rettungsdienstlern und weiteren Freiwilligen nach den aktuellen Standards der medizinischen Laien-Maßnahmen durchführen. Dazu zählen neben der Stabilen Seitenlage auch die Herz-Lungen-Wiederbelebung und Verbandslehre sowie wichtige Eigenschutzmaßnahmen. Wir klären außerdem darüber auf, dass man als Ersthelfer nichts falsch machen kann – damit sollen Hemmschwellen und Unsicherheiten von klein an beseitigt und Zivilcourage zum Eingreifen und zum Nicht-Wegsehen gefördert werden.

In ländlichen, strukturschwachen Regionen benötigt der Rettungsdienst eine längere Anfahrtszeit, die im Notfall über über Leben und Tod entscheidet. Wir stärken die Kompetenzen vor Ort, machen aber auch vor Landesgrenzen kein Halt. Wir wollen das Projekt nach Berlin tragen und engagieren uns zudem bereits mit kleineren Aktionen in Slubice (Polen).

Projektziel

Unser Ziel ist es, in den kommenden Jahren den kostenlosen Erste-Hilfe-Unterricht fest im Lehrplan zu verankern. Wir erachten es für sinnvoll, bereits weit vor dem Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein mit der Vermittlung erster medizinischer Kenntnisse zu beginnen und diese im Laufe der Schullaufbahn zu festigen und zu wiederholen. Die Kinder und Jugendlichen sollen die Möglichkeit haben, ihr Wissen praktisch anzuwenden und zu üben.

Ein weiterer wichtiger Aspekt unserer Arbeit ist außerdem, dass wir mit unseren Projekttagen bereits die Kleinsten für medizinische Berufe begeistern und somit die Chance auf mehr Personal im Gesundheitswesen zu erhöhen.

Durch aktuelle Medienberichte in Zeitung oder lokalem TV schaffen wir Aufmerksamkeit für dieses gesellschafts- und altersübergreifende Projekt, das nur durch das freiwillige Engagement der Ausbilder und der Lehrkräfte sowie die Unterstützung durch externe Sponsoren möglich ist.

Am Ende profitieren alle Beteiligten von den Ausbildungsaktionen, bei denen die unentgeltliche Tätigkeit für das Gemeinschaftswohl nicht selten mit mehr als einem Kinderlächeln belohnt wird.

Ablauf der Projekttage

Während des Einsatzes bringen wir den Kindern an drei Tagen die Laien-Maßnahmen der Ersten Hilfe nach aktuellen Standards näher. Dabei gehen wir neben der Stabilen Seitenlage auch auf die Herz-Lungen-Wiederbelebung (Reanimation), die Verbandslehre und den Eigenschutz ein.

Am Ende der Projekttage wird in Kooperation mit lokalen Hilfsorganisationen eine Heldenprüfung durchgeführt, bei der die Kinder ihr gelerntes Können unter Beweis stellen dürfen. Im Anschluss daran erhalten sie ein Heldendiplom für ihre Teilnahme, auf das die Grundschüler stolz sein können und das ihr Selbstvertrauen in ihre Fähigkeiten zur Hilfeleistung und zur Bewältigung komplexer Aufgaben stärkt.

Die Hilfsvereinigungen, wie das THW oder der DRK sowie ortsansässige Freiwillige Feuerwehren, haben mit diesem „Prüfungstag“ außerdem die Möglichkeit, Nachwuchskräfte für sich zu gewinnen.
Während der Einsätze ziehen wir die Öffentlichkeit durch den Kontakt zu Zeitung, Fernsehen oder sogar Radiosendern hinzu.

Der Einsatz aus der Sicht eines Heldenmachers

Ausbildungstag 1

Einige Ausbilder sind heute erst angereist, andere bereits gestern Abend.

Nun laufen wir zur Schule und treffen uns zur gemeinsamen Besprechung mit den Lehrern. Bevor wir dann anfangen, frühstücken wir gemeinsam – das stärkt den Teamgeist! Nun folgt die Klassen-Aufteilung und die einzelnen Heldenmacher werden von den Lehrern in die Zimmer begleitet.

Für die Kinder beginnt der erste Ausbildungstag mit dem Ausfüllen eines Studien-Fragebogens. Wir wollen damit für uns bewerten können, was die Kinder in den drei Tagen dazugelernt haben. Anschließend folgt eine kurze Vorstellungsrunde und die Kinder können ihre Erlebnisse und Erfahrungen in Erster-Hilfe teilen. Weiter geht es mit dem Thema Eigenschutz und Rettungskette”. Die Schüler können eine Rettungsweste anziehen und lernen, ein Warndreieck aufzubauen. Des Weiteren folgen wichtige Themen wie der Notruf, Gefahrensituation Autobahn und potentielle Gefahren an der Unfallstelle. Die Kinder wenden das Gelernte nun gleich in einem Fallbeispiel an und lernen in diesem Zuge die Stabile Seitenlage kennen. Nachdem jeder mindestens einmal die Stabile Seitenlage vorgemacht hat, folgt der erste Teil der Verbandslehre. Zuerst ziehen sich alle Kinder einmal Handschuhe an und kleben ein Pflaster, um den Umgang mit den Handschuhen zu üben. Je nach Klassendynamik lernen die Schüler dann gleich noch den Fingerkuppenverband, den Kopfverband und die Armschlinge.

Zum Abschluss des Schultages folgt eine kurzes Feedbackrunde : wie es den Kindern gefallen hat und was sie am schönsten fanden.

Die Ausbilder treffen sich dann meist zu einer kurzen Nachbesprechung und essen gemeinsam zu Mittag. Am Nachmittag unternehmen wir als Gruppe etwas – ich bin gespannt, ob wir uns zwischen Bowling, Kino, einer Stadtbesichtigung oder einem Besuch in der Schwimmhalle entscheiden können.

Ausbildungstag 2

Auch der heutige Tag beginnt für uns mit einem gemeinsamen Frühstück. Pünktlich vor Unterrichtsbeginn brechen wir in unsere Klassen auf.

Dort gibt es eine kurze Wiederholung der gestrigen Inhalte. Es folgt anschließend der zweite Teil der Verbände mit dem Druckverband. Natürlich werden die Lieblings-Verbände des Vortags auch noch einmal geübt.

Im Anschluss wird wieder ein Fallbeispiel gezeigt, an dem die Kinder die Stabile Seitenlage und den Notruf nochmals trainieren können. Das Ganze wird anschließend um die Übung der Reanimation erweitert. Mit individueller musikalischer Untermalung von AC/DC oder den Bee Gees („Stayin‘ Alive“) lernen sie an den Modellen – den Little-Anne-Puppen -, wie man effektiv eine Herz-Druck-Massage durchführt und wie man richtig beatmet, um einen Menschen wiederzubeleben. Je nach Klassenstufe erfahren die Schüler hier auch mehr über unser Herz-Kreislauf-System.
Heute besprechen wir außerdem, dass die Kinder morgen, am letzten Projekttag, eine kleine “Heldenprüfung” zu absolvieren haben, in der sie ihr Können unter Beweis stellen dürfen.
Zum Abschluss des heutigen Schultages wiederholt die Klasse noch einmal alles, was sie gelernt hat. Jetzt ist Zeit, die letzten Unklarheiten zu beseitigen. Am Ende des Unterrichts folgt erneut ein kurzes Feedback zu den Schulungsinhalten.

Nach dem Schultag tragen wir unser Ausbildungsmaterial, wie Puppen und Verbände, wieder zusammen, um es für den morgigen Prüfungstag vorzubereiten.

Prüfungstag

Heute heißt es zuallererst “Foto”! Allen Schüler, die an der Ausbildung teilgenommen haben, bilden aus der Vogelperspektive ein Wort aus dem Projektnamen “Jeder Kann Ein Held Sein”. Das Foto wird aus der höchsten Etage des Schulgebäudes angefertigt.

Für den heutigen Tag gibt es einen Ablaufplan mit 4 verschiedenen Stationen: Eigenschutz, Verbände, Stabile Seitenlage und Reanimation.
Bevor es losgeht, füllen die Schüler in ihrem Klassenzimmer den „Theorietest“, welcher gleichzeitig der Abschluss-Studienbogen ist, aus. Hierbei dürfen sie nicht bei ihrem Nachbar abschauen oder die Lehrkraft um Hilfe fragen.

Die Eigenschutz-Station wird häufig von Erste-Hilfe Organisationen der Stadt übernommen, wie der Freiwilligen Feuerwehr oder der Polizei. Die Kinder dürfen ein Einsatzfahrzeug von Innen begutachten und sich die ganze Ausrüstung an Bord anschauen. Im Rettungswagen können sie sich auf die Liegen legen und ggf. ihren Blutdruck messen lassen.
Alle weiteren 3 Stationen sind von unseren Ausbildern besetzt.

Die Reanimation findet in der Turnhalle mit der gesamten Klasse bzw. einer gesamten Jahrgangsstufe gleichzeitig statt. Geprüft wird dabei alles: vom Ansprechen der kranken Person über den Notruf bis hin zur Reanimation mit Beatmung. Auch hierbei werden die Kinder musikalisch mit dem richtigen Takt unterstützt, den sie bereits aus den vorherigen Projekttagen kennen.
Für die Stationen Verbände und Stabile Seitenlage werden die einzelnen Klassen in wiederum kleinere Gruppen aufgeteilt. Angepasst an die Klassenstufe wählt der Ausbilder eine Verbandsart aus, den jeder Schüler/ jede Schülerin vorzeigen können sollte. Bei der Stabilen Seitenlage zeigen die Kinder ihr Können, in dem sie ihren Freund oder ihre Freundin in die Stabile Seitenlage drehen.

Zur Krönung des Tages bekommen die Schüler entweder von ihrem Klassenlehrer oder von ihrem Ausbilder ihre “Heldendiplome” verliehen.

Die Kinder strahlen – und für uns geht ein erfolgreicher Schuleinsatz zu Ende!